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Die rhetorischen Tricks der politischen Kommunikation

Un particolare del murale con protagonista Dylan Dog aggredito da un lupo mannaro.
Ein Detail des Wandgemäldes, das speziell für die Ausstellung in Mailand angefertigt wurde. tvsvizzera

"Gefällt mir, Kommentieren, Teilen – eine rhetorische Figur", so lautet der Titel der Ausstellung des Genfer Künstlers Marc Bauer, die derzeit im Schweizerischen Institut in Mailand zu sehen ist. Ausgehend von Salvinis Tweets reflektiert die Ausstellung rhetorische Tricks der digitalen Kommunikation.

Marc Bauers Überlegungen gehen von der Twitter-Kommunikation von Matteo Salvini aus. Mit den in Mailand ausgestellten Werken, die eigens für die Ausstellung geschaffen wurden, fängt Marc Bauer die politische Botschaft Salvinis ein – mittels Kätzchen, Pizza und Nutella.

Die Ausstellung ist bis zum 21. März 2020 wochentags von 10.30 bis 17.30 Uhr und am Samstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Wegen des Corona-Virus ist die Ausstellung vorübergehend für das Publikum geschlossen.

Im Grunde sei die Message des Lega-Politikers einfach und repetitiv, sagt Bauer. “Kurzgefasst sagt Salvini, dass er das liebt, was die Italiener lieben. Also isst er Brot und Nutella zum Frühstück. Er liebt Pizza. Mit Bildern von Rosenkränzen und Madonnen zeigt er, dass die Italiener – und er natürlich auch – katholisch sind und die traditionelle Familie lieben.”

Aber Salvini postet viele Nachrichten, sehr viele, und in dem ständigen Fluss verlieren wir oft die politische Botschaft aus den Augen. Es liegt dann an dem Künstler, anzuhalten, zu reflektieren und die wahre Botschaft hinter der digitalen Kommunikation zu zeigen. Und schliesslich liegt es an den Zuschauern, die diese dekontextualisierten “Beiträge” betrachten, diese zu interpretieren. 

Laut Bauer will Salvini mit seinen Botschaften unterstreichen, was es bedeutet, Italiener zu sein. Er schliesse damit all jene aus, die sich durch die von ihm hervorgehobenen traditionellen Werte nicht repräsentiert fühlen.

Aber die Ausstellung will einen Schritt weiter gehen und sich nicht nur auf den Lega-Führer beschränken. Marc Bauer veranschaulicht, wie digitale Kommunikation und der Markt von “Likes” und “Shares” funktionieren: in Italien und anderswo, zu einer Zeit, in der Weltpolitik manchmal mit “aggressiven” Grossbuchstaben auf Twitter geführt wird, wo sich Katzenvideos und Hassreden über die gleichen digitalen Wege verbreiten können.

Das folgende Video zeigt einige ausgestellte Arbeiten und ein Interview mit Marc Bauer:

Marc Bauers Ausstellung in Mailand ist die erste, die von der neuen Kunstdirektorin des Schweizerischen Instituts kuratiert wird. Gioia Dal Molin hat Anfang Jahr den bisherigen Direktor Samuel Gross ersetzt.

Gioia Dal Molin, ursprünglich aus Zürich, stellt von Anfang an klar: Was in Mailand gezeigt wird, ist keine Ausstellung über Salvini. Natürlich beginne sie bei Salvini und seiner Art zu kommunizieren, sagt Dal Molin. Aber Marc Bauer wolle über digitale Kommunikation und Medienästhetik nachdenken. “Was mich interessiert”, fügt Dal Molin hinzu, “ist zu zeigen, wie Kunst eine starke Verbindung zur Gesellschaft hat.”

Im Video ein Interview mit der Kuratorin:

Marc Bauer wurde 1975 in Genf geboren. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Er verwendet für seine Arbeit hauptsächlich Grafit und Bleistift und malt fast ausschliesslich Schwarz-Weiss (nicht in Mailand, wo er ausgiebig Farbe verwendet hat). Oft aus dem Gedächtnis zeichnend, schafft er eine Welt voller fiktiver Charaktere und Erzählungen und fügt sie in eine vertraute Umgebung ein.

Seine Werke wurden sowohl in zahlreichen Gruppenausstellungen präsentiert, darunter Drawing Room (Einzelausstellung) in London (2019), 21. Biennale Sydney (2018), Centre Pompidou in Paris (2017) und Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich (2016), als auch in Einzelausstellungen, darunter Kunstmuseum St. Gallen, Centre Culturel Suisse in Paris und FRAC Auvergne, FRAC Alsace, FRAC Provence Alpes Côte d’Azur.

(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)

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